Bing ist online. Soso. Mit Bing will Microsoft angeblich die Vormachtstellung von Google im Bereich der Internetsuche angreifen (schreibt Golem). Soso. In der Version für Deutschland bietet Bing aber keine Möglichkeit, den Jugenschutzfilter abzuschalten (schreibt Heise). Soso.
Ich hab dann mal ein wenig rumgespielt.
Tatsächlich, genau wie Heise schreibt kommt mir doch da der Jugendschutzfilter dazwischen und ich finde auch keinen Menüpunkt den abzuschalten (ok, ich habe mich jetzt nicht angemeldet aber wer würde das für eine simple Suche auch tun?).
Egal, Sex ist eh langweilig. Es geht schließlich auch konkreter:
Und schon kommen die Ergebnisse. Geiler Sex ist nämlich besser als langweiliger Blümchensex (der übrigens auch nicht gesperrt wird). Da fällt mir nur noch „Idioten“ ein:
„Sie suchen Idioten? Kaufen.eBay.de/jetzt-bestellen“. War mir aber eigentlich auch vorher klar, dass sich die Idioten bei Ebay rumtreiben. Schauen wir mal, was die Politik so macht:
„Suchen Sie Spd? www.Shopping.com“. Auch logisch. Die SPD hat sich ja schon unter Schröder verkauft. Mal sehen ob das die Piratenpartei besser macht:
Ich glaube, die Piratenpartei hat da noch ein Profilproblem. Jedenfalls zeigt die Werbung auf „Piratenparty“ und nicht auf die Partei. Ich hoffe zwar, dass die Piratenpartei nach der Europawahl einen Grund zur Piratenparty hat aber so war das nicht gedacht.
Spannende Frage: Wo kommen eigentlich die „falschen“ Werbebegriffe her? Passt Bing die automatisch an, um bei Tippfehlern mehr Werbung verkaufen zu können? Hier ein weiteres Indiz:
Bei der Suche nach „ebay“ wird in der zweiten Werbezeile auch Shopping.com mit dem Begriff „ebbay“ eingeblendet. Sehr clever. Weil Bing mehr Werbung einblenden will um mehr Werbung verkaufen zu können, werden auch ähnliche Begriffe verwendet und Shopping.com vermeidet es so, den geschützten Begriff ebay zu verwenden.
Allerdings geht mir das automatische korrigieren von Bing ein wenig zu weit. Wenn man beispielsweise nach „bsi“ sucht:
Dann wird aus dem zweiten Link „BSI für Bürger“ bei Bing ein „BSI für Bürgen“ und Bürger sind dann doch noch etwas anderes als Bürgen. Ich konnte übrigens nirgends auf der BSI-Seite den Begriff „Bürgen“ finden, den muss Bing da reingepfuscht haben.
Und jetzt wird es für mich schwierig. Eine Suchmaschine darf meinetwegen ihre Ergebnisse nach diversen undurchsichtigen Kriterien gewichten. Entweder sie zeigt an was ich suche oder nicht, dann suche ich woanders. Eine Suchmaschine darf meinetwegen auch noch bestimmte Ergebnisse filtern die nicht jugendfrei sind. Ich fühle mich dann zwar nicht mehr zur Zielgruppe gehörig aber das muss der Betreiber der Suchmaschine für sich entscheiden, ich suche dann halt woanders. Eine Suchmaschine darf meinetwegen auch Werbung mit falschen Stichwörtern einblenden. Das ist mir egal, wird eh meistens ausgeblendet. Oder ich suche eben woanders.
Wenn aber eine Suchmaschine anfängt, nicht mehr die Originalinhalte der Webseite auszugeben sondern intern irgendwas interpretiert und dann eindeutig fehlerhafte Ergebnisse rauskommen … dann ist das keine Suchmaschine mehr, noch nicht einmal Beta, das erinnert mich schon sehr an einen Zensurfilter.
Ich weiß nicht, was die Verantwortlichen bei Microsoft sich da gedacht oder zusammenprogrammiert haben, aber so wird’s nun wirklich nichts mit einer Suchmaschine!