10. März 2008
Ich weiß ja nicht mehr so recht, welcher Behörde man denn in Deutschland überhaupt noch vertrauen kann. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik hat eigentlich immer einen recht seriösen Eindruck gemacht (auch wenn es Vermutungen und Gerüchte gibt, dass es da auch eine „Schwarze Kammer“ gibt, die z.B. Verschlüsselung bricht und für die BRD spioniert). Inzwischen bin ich mir da aber auch nicht mehr sicher.
Der konkrete Anlass sind die Vorträge des BSI auf der CeBIT zum neuen elektronischen Reisepaß. Die Kernaussage des BSI ist dabei, trotz RFID ist alles gut und sicher und da kann überhaupt nichts passieren. Immerhin habe man ja die Entropie (das ist sowas wie die Schlüssellänge bei der Verschlüsselung) von 35 auf 45 Bit erhöht.
Der Präsident des Bundeskriminalamts Jörg Ziercke, von dem ich ja glaube, dass er sich in der Bundestrojanerdiskussion dümmer stellt als er ist und der bezüglich Reisepass bestimmt sehr gut informiert ist, sieht das jedenfalls anders. Immerhin führt Ziercke seinen Pass nur in einer Schutzhülle mit, die elektromagnetische Abstrahlung z.B. von einem RFID-Chip verhindert.
Ebenfalls sehr seltsam ist, dass Diplomatenpässe, angeblich wegen der besonderen Gefährdungslage (ich frage mich ja, wieso ein Diplomat z.B. in Brüssel besonders gefährdet sein soll … und warum ein Soldat in Afghanistan das nicht sein soll …) ohne RFID-Chip ausgestellt werden. Auch hier gehe ich davon aus, dass das Auswärtige Amt nicht unnötig Panik verbreiten will sondern von einer konkreten Gefährdung weiß.
Entweder … ist BKA-Präsident Ziercke ein paranoider Spinner der sich unnötig Gedanken um Bürgerrechte macht und das Auswärtige Amt beteiligt sich an unsinniger Panikverbreitung … oder das BSI lügt.
Ihr könnt es Euch aussuchen.
Weil’s gerade durch ein paar Blogs geht und so schön hier rein passt, eine nette Satire von 2001(!) auf der Webseite Adequacy (News for Grown-ups). Die Webseite selbst ist nur noch aus historischen Gründen online, neue Artikel werden nicht geschrieben. Anscheinend richtete sich die Seite damals an Erwachsene, die dem munteren Online-Treiben ihrer Kinder hilflos zusehen mussten.
Is Your Son a Computer Hacker?
Die Anhaltspunkte sind dramatisch:
1. Hat ihr Sohn verlangt, den Provider zu wechseln?
Die meisten guten ehrlichen Amerikaner sind bei AOL, die eine strickte „No Hacker“-Policy vertreten. Wenn ihr Sohn anfängt zu hacken, wird er als erstes den Provider wechseln wollen!
2. Gibt es auf ihrem Computer Programme die sie nicht installiert haben?
Ein untrügliches Zeichen, dass ihr Sohn böses im Sinn hat sind Hacking-Tools wie Flash, die plötzlich auf der Festplatte auftauchen!
3. Fragt ihr Kind nach neuer Hardware?
Insbesondere Prozessoren der bösen Firma AMD sind ein deutlicher Hinweis. Kaufen sie nur gute amerikanische CPUs der Firma Intel mit eingebauten Sicherheitsfunktionen!
4. Liest ihr Kind Hacker-Anleitungen?
In den Buchhandlungen gibt es unzählige Hackeranleitungen die dringend verboten gehören, z.B. „Snow Crash“ von Neil Stephenson oder „Programming with Perl“ von Tim O’Reilly. Beschlagnahmen sie die Bücher sofort, falls sie sie bei ihrem Sohn finden!
5. Wie viel Zeit verbringt ihr Kind am Computer?
Mehr als 30 Minuten online am Tag können ein Hinweis darauf sein, dass ihr Sohn versucht, fremde Systeme mittels DoS-Angriffen lahmzulegen!
6. Besitzt ihr Sohn Quake?
Quake ist eine beliebte Software, in deren virtueller Realität Hacker den Umgang mit Feuerwaffen üben. Machen sie ihrem Sohn klar, dass dieses Verhalten nicht akzeptiert wird!
7. Wird ihr Sohn mürrisch und streitsüchtig?
Das ist ein klares Zeichen, dass er zu viel Zeit online verbringt. Geben sie nicht auf sondern helfen sie ihrem Sohn, auch wenn der Meinung ist, es gäbe kein Problem. Sie sind seine einzige Chance!
8. Ist ihr Sohn von Lunix begeistert?
Lunix, egal ob Debian oder Mandrak aber auch BSD sind illegale Hackerbetriebssysteme des sowjetischen Hackers Linyos Torovoltos. Sie basieren auf geklautem Code von Xenix, das Microsoft für die US-Regierung entwickelt hat. Lunix ist extrem gefährliche Software, ein Hinweis auf Lunix ist beispielsweise, wenn beim Booten des Computers die Zeichenfolge „LILO“ erscheint!
9. Hat ihr Sohn seinen Stil verändert?
Hacker ziehen sich anders an, als normale Menschen. Wenn ihr Sohn plötzlich auf Baggy Pants, bunte T-Shirts mit Slogans oder gefärbte Haare steht ist das ein sicheres Zeichen, dass er sich in schlechter Gesellschaft befindet!
10. Werden die schulischen Leistungen schlechter?
Wahrscheinlich verbringt ihr Sohn zu viel Zeit mit gefährlichen Hackergruppen und findet daher nicht mehr zum Lernen. Durch die viele Zeit am Computer kann er schizophren oder sogar fett werden!
Ich kann alle Eltern nur aufrufen, diese Warnhinweise ernst zu nehmen. Hacken ist ein illegaler und gefährlicher Zeitvertreib und führt häufig zu Festnahmen und Knast. Potentielle Hacker können gar nicht früh genug bekämpft werden!