10. März 2009
Wenn es in der deutschen Sprache irgendwann ein Synonym für „zahnloser Bettvorleger“ gesucht wird, ist „Deutscher Presserat“ einer der heißesten Kandidaten. Zumindest die versammelte Springer-Presse (Demagogen! Alle! Zwanziger gegen Zwanziger hier spenden! Ach nee, das war was anderes, wollte ich aber auch bei passender Gelegenheit verlinken) hat die Rügen des Presserates eigentlich schon immer großzügig ignoriert.
Sehr amüsant fand ich daher den Beitrag von Golem. Der Deutsche Presserat hat die Berichterstattung der Computerzeitschrift PC-Welt über die „15 illegalsten Hacker-Tools“ gerügt. Der Artikel entspreche nicht den journalistischen Grundsätzen weil das Ansehen der Presse in Gefahr gerate, wenn eine Zeitschrift Gebrauchsanweisungen für verbotene Software gibt. Unglaublich, dieser Quatsch.
PC-Welt … das ist doch die Zeitschrift, die 1998 getitelt hatte: „Streng Geheim! Wie Sie Microsoft austricksen & die Grenzen von Windows sprengen“ und dafür prompt von Microsoft verklagt wurde. Der damalige Chefredakteur Michael Klein verteidigte den Bericht mit „Wir haben nur Informationen veröffentlicht, die schon einmal woanders standen.“ Beispielsweise in Microsoft-Schulungsunterlagen aber auch in speziell von Microsoft eingerichteten Newsgroups.
Von einem PC-Welt Artikel über die 15 illegalsten Hacker-Tools (erscheint die PC-Welt eigentlich auch in Österreich und der Schweiz? Da wären die meisten Tools gar nicht illegal, nur wir hier in Deutschland leiden unter Frau Zypries) erwarte ich mir daher im Grunde so etwas wie:
- Absolut Geheim: Nessus hier herunterladen!
- Völlig Top Secret: Mit Wireshark Pakete im Netzwerk abhören!
- Nur für Profis: BackTrack von USB starten!
- Noch geheimer als Geheim: Exploits bei Milw0rm.com (besser ohne Link)
Aber jetzt mal im Ernst … wer die PC-Welt wegen ein paar streng geheimen Windows-Tricks verklagt ist genauso wenig ernst zu nehmen wie jemand, der die PC-Welt wegen ein paar Hackertools rügt. Da müsste Heise ja fast täglich eine Rüge bekommen. Nur die Damen und Herren vom Presserat haben noch nicht gemerkt, dass sich praktisch jede Zeitung in Deutschland inzwischen über sie lustig macht.
Ich warte ja darauf, dass die Hampler der Presserat auch Online-Publikationen ins Auge fast und mir eine Rüge wegen polemischer Kritik am Presserat erteilt 😉
27. Februar 2009
Microsoft verklagt TomTom wegen der Verwendung des FAT-Filesystems (das Microsoft mit Trivialpatenten aus der untersten Schublade in den USA hat schützen lassen) im Linux-Kernel.
Natürlich geht es nicht um TomTom. Das ist lediglich ein europäisches Unternehmen, das Linux einsetzt und gerade rote Zahlen schreibt. Daher dürfte eine Einigung recht schnell erledigt sein. Eine Lizenzierung der FAT-Patente ist für TomTom billiger als ein gewonnener Rechtstreit, weil der Anwalt nicht umsonst arbeitet und so oder so nur ein Teil der Kosten vom Gegner ersetzt werden müssen. Praktisch geht es Microsoft ganz offensichtlich darum, in einer Reihe von einfachen und billigen Prozessen die Anerkennung ihrer Patente zu erreichen. Und wenn das geschehen ist, kann man zum Rundumschlag gegen Linux, Free-/Open-/NetBSD und alle anderen freien Betriebssysteme ausholen (ausgenommen vielleicht Minix, aber das hat eh keinen praktischen Nutzen).
Ich hatte ja schon auf etwas ähnliches gewartet, nachdem die Taktik von Microsoft, den Strohmann SCO vorzuschicken gescheitert ist.
22. Februar 2009
Mir ist beim Durchblättern des gestrigen Focus (Ausgabe 9, 21. Feb. 2009, Seite 99) etwas skurriles aufgefallen. „Bosch-Mann“ Bernd Bohr, Vorsitzender für Kraftfahrzeugtechnik der Bosch Gruppe orakelt dort, dass Strom für den Antrieb eines Autos zukünftig anders besteuert werden könnte.
Benzin und Diesel ist ja nur deshalb so teuer, weil der größte Verbrecher im Staat, der Staat selbst, mit indirekten Steuern (Mineralöl- und Mehrwert-) massiv zulangt. Ansonsten wäre Tanken zu einem Bruchteil des jetzigen Preises möglich. Mein Dieselauto würde zwar prinzipiell auch mit Heizöl fahren denn technisch besteht zwischen Diesel und Heizöl nicht wirklich ein großer Unterschied (naja, ein paar Additive und bei Minusgraden bildet Heizöl Flocken, aber egal). Das jedoch wäre Steuerhinterziehung und ist strafbar, weil Diesel anders besteuert wird als Heizöl. Praktisch sind Kontrollen dadurch möglich, dass Heizöl rot gefärbt ist und man die Farbe mit bloßem Auge nachweisen kann. Im Ergebnis kostet mich ein Kilometer etwa 7-8 Cent Treibstoff, wenn ich vernünftig fahre.
Elektroautos (von der kurzen Reichweite mal abgesehen) „tankt“ man aktuell etwa für 2-3 Cent pro Kilometer, weil durch die Mineralölsteuer Strom billiger wird als Benzin oder Diesel, obwohl in vielen Kraftwerken praktisch auch nichts anderes verfeuert wird und auf dem Transportweg auch noch Energie verloren geht. Wenn sich Elektro- oder Hybridautos jedoch massiv ausbreiten, dann wird es mit der Mineralölsteuer ein Problem geben. 2005 hat laut Wikipedia der Staat den Bürger damit um 42 Milliarden Euro geschröpft. Die Gier des Finanzministers beschädigt dabei gerne auch wichtige Umweltziele, weil bei der letzten Steuer“reform“ die Ermäßigung für umweltfreundlicheren Biodiesel entfallen ist.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dem Obervampir Finanzminister demnächst einfällt, dass es ja einen Unterschied macht, ob man Strom für das Beleuchten und ggf. Heizen der Wohnung (vgl. Heizöl) oder für das verheizen auf der Autobahn (vgl. Benzin/Diesel) verwendet. Und dann bekommt vermutlich jedes Haus einen zweiten Stromzähler, der für den „Autostrom“ verwendet werden muss, weil da höhere Steuersätze drauf sind. Technisch wäre die Überwachung sogar kein echtes Problem. Man müsste die Verbrauchsmessgeräte nur für Stromzähler erweitern.
Oder ist das zu abwegig?
20. Februar 2009
Auf der Webseite der Tagesschau findet sich gerade ein schöner, entlarvender Artikel zum Zustand der deutschen Wirtschaft. Die Wirtschaft befindet sich nämlich gar nicht in einem schwierigen Zustand, nein. Wir reden das nur schlecht.
Wenn also demnächst wieder ein paar Firmen pleite gehen oder ein paar tausend Mitarbeiter entlassen … das ist gut so, die Menschen geben dann schließlich einen größeren Anteil ihres Einkommens ihres Harz4-Geldes für den Verbrauch aus. Und das kurbelt bestimmt die Wirtschaft wieder an.
Wenn nach der Autoindustrie weitere Unternehmen ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken … das darf man nicht so negativ sehen! Auch hier muss man die positiven Aspekte herausstellen: die Mitarbeiter haben jetzt mehr Freizeit.
Die Hypo Real Estate hat inzwischen über 120 Milliarden Euro vom Staat bekommen, umgerechnet also von jedem Bürger in Deutschland, egal ob Rentner, Harz4-Empfänger oder Kleinkind rund 1200 Euro … positiv betrachtet bleiben dadurch 5000 Arbeitsplätze erhalten!
Ach ja, Schuld ist übrigens die Merkel … wenn die uns die Konjunktur- und Rettungspakete nur positiv verkauft hätte, dann wäre längst schon alles besser.
Ich persönlich empfehle in diesem Zusammenhang ja zwei Dokumente von Dmitry Orlov, eine Präsentation und einen Beitrag auf seinem Blog, die ich über Fefe gefunden habe. Ach ja, und wenn jemand einen günstigen Bauernhof mit viel Grund zu verkaufen hat, gerne auch in den neuen Bundesländern … schreibt mir eine Mail. Danke 🙂
17. Februar 2009
Meiner Meinung nach sind Heribert Prantls Kommentare in der Süddeutschen Zeitung mit Abstand das beste, was die politisch aktiven Zeitungen in Deutschland aktuell zu bieten haben. In der Springer Presse (Welt bzw. Welt am Sonntag) findet sich leider seit geraumer Zeit kein einziger ernstzunehmender politischer Kommentator mehr und auch auf der anderen Seite des politischen Spektrums (TAZ, Freitag) ist kaum noch was zu finden. Auf dem Niveau Prantls findet sich meiner Meinung nach höchstens noch Hans Leyendecker, der ebenfalls überwiegend für die Süddeutsche Zeitung tätig ist.
Und weil es immer wieder hilfreich ist, im politischen Diskurs aus diesen Kommentaren zu zitieren, möchte ich ein paar für mich wichtige hier verlinken.
Heribert Prantl (alle)
- Diebstahl von Kreditkartendaten – Die Daten und ihr Schutz
- Unternehmen behandeln die Daten der Bürger, als handele es sich um Altpapier. Die Sensibilität für den Datenschutz ist verlorengegangen. Dabei bietet nur er Sicherheit in der digitalen Welt.
- BKA-Gesetz auf der Kippe – Einen Orden für den Bundesrat
- Das BKA-Gesetz ist kein Segen. Im Gegenteil. Wer immer das Gesetz zum Scheitern bringt: Er macht sich verdient um den Rechtsstaat.
- Kritik am Bundestrojaner – Wanze eins, Wanze zwei
- Das Phänomen der Wiedergeburt gibt es auch in der Innenpolitik: Vor 15 Jahren war das, was heute die Online-Durchsuchung ist, der „große Lauschangriff“. Und nach wie vor wird die Innere Sicherheit geschädigt.
- Terrorcamp-Gesetz – Per Mausklick zum Terrorist
- Das sogenannte Terrorcamp-Gesetz verfolgt angebliche Täter, ohne dass es eine Straftat gibt. Gäbe es den Straftatbestand der Missachtung der Gerichte, dann wäre er mit diesem Gesetz verwirklicht.
- Online-Durchsuchungen – Ein Kampf um Troja
- Das Bundesverfassungsgericht präsentiert ein neues „Computer-Grundrecht“. Es lässt aber trotzdem Trojaner und Online-Durchsuchungen in Ausnahmefällen zu und stellt genaue Regeln dafür auf. Das Grundsatzurteil ist kein Freibrief, sondern eine Mahnung.
- Schäuble und seine Anti-Terror-Pläne – Der Angstmach-Minister
- Innenminister Schäuble propagiert den Aufbau eines 007-Staats. Er ist kein bedachter Gegner des Terrors mehr, sondern dessen Getriebener.
- BKA-Gesetz – Auf Biegen und Brechen
- Der angebliche Kompromiss zum BKA-Gesetz ist kein Kompromiss, sondern ein Witz. Witze sollte man aber nicht machen, wenn es um die Balance von Freiheit und Sicherheit geht.
- Online-Durchsuchung – Die Schranken des Rechtsstaats
- Die Möglichkeiten der Ermittler in Deutschland sind fast unerschöpflich. Sie reichen aus, um Straftaten jeglicher Art aufzuklären und zu verhindern – auch auf dem Gebiet des Terrorismus. Mit der Online-Durchsuchung würde erneut eine Schranke des Rechtsstaats fallen.
- Online-Durchsuchung – Der große Hacker-Angriff
- Die Karlsruher Entscheidung gegen die Online-Durchsuchung steht in einer Serie von wichtigen Urteilen, die gegen ein gefährliches Vorurteil ankämpfen: dass man Grundrechte klein machen müsse, um Straftaten wirksam zu bekämpfen.
- Kommentar zur Vorratsdatenspeicherung – Das Pressefreiheits-Kastrationsgesetz
- Das neue Gesetz zur Überwachung der Telekommunikation beißt ein gewaltiges Loch in den Informantenschutz.
- Online-Durchsuchungsgesetz – Der Staat zieht seine Bürger aus
- Der Staat möchte elektronische Wanzen in Computern installieren dürfen. Dafür verlangt er von seinen Bürgern einen Vertrauensvorschuss. Warum die Diffamierung der Privatheit durch die Sicherheitsbehörden ein Ende haben muss.
Hans Leyendecker (alle)
Das traurige ist, dass Politiker nicht lesen können.
Wie die informierten Zeitungsleser (also nicht die Bildleser) seit Mitte Januar wissen, darf US-Präsident Obama seinen Blackberry nicht weiter verwenden, weil das RIM-Zeugs dem Secret Service ein wenig zu unsicher ist. Statt dessen kommt ein Sectera Edge des Rüstungskonzerns General Dynamics zum Einsatz. Technische Details hat Intomobile veröffentlicht. Auf den „virensicheren Internet Explorer“ oder den „unhackbaren Windows Mediaplayer“ will ich jetzt gar nicht im Detail eingehen. Das hat Kevin Mitnick schon getan.
Viel lustiger finde ich die Details der Sectera Edge Preisliste (PDF):
- EDGUUSBC01 – Unclassified USB Cable for file transfer with Unclass PC & required for installing Unclassified Enclave Certificates – 75 USD
- EDGCUSBC01 – Classified USB Cable for file transfer with Classified PC & required for installing Classified Enclave Certificates – 75 USD
Der Unterschied zwischen einem Unclassified USB-Kabel und einem Classified USB-Kabel ist mir jetzt nicht so ganz klar. Stellt das Classified Kabel sicher, dass keine Daten zwischen den Drähten hängen bleiben oder was? Naja, vermutlich ist das Classified USB Cable für die gleichen Pappnasen, die Ethernet-Kabel mit vergoldeten RJ45-Steckern kaufen, weil dann die MP3-Files besser klingen.
16. Februar 2009
Meine Zitate des Tages:
„Information spreads at the speed of light, while ignorance is instantaneous at all points in the known universe.“ (Quelle)
„The latest innovation [of the two US Capitalist parties] is the photo finish election, where each party buys 50% of the vote, and the result is pulled out of statistical noise, like a rabbit out of a hat.“ (Quelle)
— Dmitry Orlov
(via Fefe)
15. Februar 2009
Zumindest laut Focus:
„Neben einer Briefzustellung in Standard- und Premiumqualität gebe es ein weiteres Projekt. Dabei würden Briefe von Unternehmen zunächst an die Post gemailt und dann per Papierausdruck an den Empfänger weitergeschickt.“
Das soll dann gegenüber dem normalen Porto ein Drittel weniger kosten. Komisch, das machen viele Leute die ich kenne mit den E-Mails. Ausdrucken und Abheften. Aber dafür braucht es bestimmt nicht die Deutsche Post.
10. Februar 2009
Letzte Woche in der Firewall-Schulung beim Testen des Regelsatzes gehört:
„Geben Sie mir ein Ping. Nur ein Ping, bitte!“
😉
9. Februar 2009
Genau so war der Fön im letzten Hotel vor Diebstahl gesichert:
Ich habe eine Weile überlegt, ob ich den benutzen soll!