1. September 2008
In USA Today ist ein Artikel erschienen, der zeigt, dass kurz vor der Nominierung der Running Mates Joe Biden (für Barack Obama) und Sarah Palin (für John McCain) massive Änderungen an den beiden Artikeln durchgeführt wurden. Man könnte jetzt darüber spekulieren, ob sich durch geschickte Beobachtung der Wikipedia-Änderung auch andere Nominierungen vorhersagen lassen. In den USA mag das vielleicht funktionieren, dort hat die Politik die Wichtigkeit des Internets erkannt. Ich fürchte jedoch, bei der nächsten Papstwahl versagt das Verfahren 🙂
Im Grunde ist eine solche Beobachtung vergleichbar mit einer klassischen Traffic Analyse. So kann man beispielsweise anhand der E-Mail-Profile wer mit wem kommuniziert in der Regel die Hierarchie eines Unternehmens ermitteln, ohne die tatsächlichen Inhalte der Mails auszuwerten. Ich verweise dazu auf die veröffentlichte E-Mail-Kommunikation des spektakulär pleite gegangenen Enron-Konzerns.
(via Gulli)
28. August 2008
ich kommentiere das gar nicht mehr. Hier ist der Link zu Heise. Schlimm ist, die lernen gar nix. Das gleiche gab es schon mal 2006.
27. August 2008
Ich habe eine Weile überlegt, ob ich zu den aktuellen Datenschutzskandalen überhaupt viel schreiben soll. Einerseits war so ein Skandal längst überfällig, gerade im Hinblick auf die vielen Identitätsdiebstähle in den USA und in Großbritannien. Auf der anderen Seite war vielleicht noch ein wenig die Hoffnung, im Land der Seeligen zu leben. Zum aktuellen Stand gibt es unten eine kleine Presseschau. Ich selbst will nur zwei Punkte loswerden, die mir persönlich wichtig sind.
1. die Politik
Wo sind denn unsere heroischen Kämpfer gegen die Kriminalität, wenn die Bürger tatsächlich real durch echte Verbrecher bedroht werden und nicht nur durch terroristische Phantasiespinnereien im Kopf eines Rollstuhlfahrers? Wo ist der GröIaZ Schäuble? Warum fordert er nicht die Todesstrafe, Guantanamo Bay und 150 Jahre verschärfte Einzelhaft? Statt dessen schafft er es gerade mal, zu einem „Kriesengespräch“ ins Bundesinnenministerium einzuladen. Das klingt ganz nach Kohlscher Aussitzungstradition.
Wo ist der bayrische Scharfmacher Beckstein, der geistig Innenminister geblieben ist und nie zum Landesvater reifen wird? Warum genügt es ihm, im Wahlkampfbus durch die bayrische Provinz zu touren und über einzelne kriminelle Ausländer zu referieren statt die echten Probleme der ständigen Erosion des Datenschutzes anzusprechen? Ganz zu Recht wurde er in Freising während seiner gesamten Rede über zwei Stunden ausgepfiffen (ok, es ging mehr um die dritte Startbahn am Münchner Flughafen aber schön fand ich das trotzdem. Ich bin extra hin um mir das anzukucken).
Immerhin spät aber trotzdem peinlich auch der Bundesbeauftragte für den Datenschutz Herr Schaar. Höhere Bußgelder, ist das alles was ihnen dazu einfällt, Herr Schaar? Wie wäre es, die Banken in die Pflicht zu nehmen und bei widerrechtlicher Abbuchung die Rückforderungsfrist auf 12 Monate zu verlängern?
Wenigstens konnte sich der Leiter des Unabhängigen Landesdatenschutzzentrums Schleswig-Holstein, Dr. Thilo Weichert zu konkreten Aktionen aufraffen. Als (soweit ich weiß) einziger Datenschützer stellte er Strafanzeige gegen einzelne Unternehmen bzw. unbekannt. In einer detaillierten Stellungnahme äußert er sich auch zu möglichen Konsequenzen. Voraussichtlich wird von der Politik keine einzige seiner Forderungen umgesetzt.
2. die Datensammelwut des Staates
Eigentlich sollte inzwischen auch die letzte Oma kapiert haben, dass einmal vorliegende Daten auch missbraucht werden. Dabei ist es völlig egal, ob es sich um die Autobahnmautdaten, die biometrischen Reisepässe, die Gesundheitskarte oder die neue Steuerzahleridentifikationsnummer (TIN, Taxpayer Identification Number, welcher Bundesdepp hat sich eigentlich den Anglizismus ausgedacht?) geht.
Gerade die Steuerzahleridentifikationsnummer ist auf dem besten Weg zum bundeseinheitlichen Personenkennzeichen zu werden. Aber auch die zukünftig auf der Gesundheitskarte gespeicherten Daten die eventuell vielleicht mit der Arzt-PIN ohne Wissen des Patienten abgefragt werden können, weil der Patient ja zu doof ist, seine PIN einzugeben, werden viele Begehrlichkeiten wecken.
Vielleicht kam der Skandal gerade noch rechtzeitig und der „mündige Bürger“ wacht auf und sieht, in welche Richtung sich unser Staat gerade entwickelt.
Begeben Sie sich direkt nach 1984. Gehen Sie nicht über Los. Ziehen Sie nicht 4000 Euro ein.
19. August 2008
Hihi, Probleme mit Skype (einer Ebay-Tochter) haben offensichtlich nicht nur Normalsterbliche sondern auch Staranwälte. Meiner Meinung nach lässt sich gerade beim Service eine rote Linie von Ebay über Paypal zu Skype ziehen. Und zu Skype und Ebay/Paypal habe ich mich denke ich ausreichend geäußert.
12. August 2008
Ich habe da mal eine Frage zur Handyortung … vielleicht kann mir jemand von Euch helfen.
Wenn ich mich bei irgendeinem Dienst zur Handyortung anmelde, dann muss ich eine bestimmte SMS an eine bestimmte Rufnummer schicken. Locate24 hat dazu eine ganz brauchbare FAQ. Dort steht auch, dass ich als Vodafone- oder T-Mobile-Kunde auch eine SMS an den Netzbetreiber schicken muss, damit die Ortungsoption vom Netzbetreiber freigeschaltet wird. Soweit finde ich das ja ok und wenn ich mich selbst anmelde, dann weiß ich das auch.
Jetzt aber folgendes Szenario … eine Bekannte vermutet, dass ihr Ex (der irgendwann garantiert einmal Zugriff auf ihr eingeschaltetes ungeschütztes Handy hatte) sie für die Ortung freigeschaltet hat und bei irgendeinem Dienst jetzt munter trackt, wo sie sich wann so aufhält. Natürlich ist das illegal. Und natürlich ist es blöd, das offene Handy Fremden zu überlassen aber sogar Geschäftspartner vergessen ihr Telefon gelegentlich am Tisch wenn sie auf die Toilette gehen. Und nun finde ich nirgendwo ein zuverlässiges Verfahren, die Ortung generell wieder beim Netzbetreiber abschalten zu lassen. Bei Picosweb steht was von einer Sperr-SMS aber nicht, ob die nur für diesen einen Anbieter oder generell für den Netzbetreiber gilt.
Frage 1:
Gibt es eine Rufnummer, Auskunftsnummer, SMS Kurzwahlnummer, was auch immer mit der ich bei meinem Netzbetreiber feststellen kann, ob mein Mobiltelefon bzw. meine SIM-Karte für die Handyortung freigeschaltet ist?
Frage 2:
Gibt es eine Möglichkeit, generell die Handyortung beim Netzbetreiber wieder abzuschalten, auch wenn man nicht weiß ob und über welchen Dienstleister die Ortung stattfindet?
Ich habe dazu leider trotz längerer Google-Suche nichts finden können.
1. August 2008
Woran erkennt man am deutlichsten, dass der Bundesbeauftragte für den Datenschutz Peter Schaar ein völlig harm- und zahnloser Bettvorleger ist?
Genau:
“Nach der Unionsfraktion haben sich auch führende SPD-Politiker für eine Wiederwahl des Bundesdatenschutzbeauftragten Peter Schaar ausgesprochen, dessen erste Amtsperiode im Dezember endet.”
*seufz*
29. Mai 2008
Der Skandal um das mutmaßliche Ausspähen von Daten durch Mitarbeiter der Dt. Telekom zeigt meiner Ansicht nach genau, was die Folge der Vorratsdatenspeicherung sein wird:
- Sobald Daten erst einmal vorliegen, werden sie auch missbraucht. Da ist es völlig egal, ob es sich um Abrechnungs- und Gesprächsdaten der Telekom oder Vollzugsdaten der Polizei handelt. Der einzige wirksame Schutz ist der Verzicht auf die Speicherung der Daten.
- Auch wenn heute der Zugriff nur für die Bekämpfung von Terroristen geplant ist, wer definiert denn morgen, was Terroristen sind? Von der CDU-Abgeordneten und ehemaligen Ministerin Reiche werden Umweltschützer die nicht ihrer Meinung sind gerne mal als „Bio-Terroristen“ bezeichnet. Bundestagsabgeordnete sind vor Strafverfolgung leider auch bei Beleidigung geschützt. Die verunglimpften Umweltschützer jedoch können die volle Härte der Terrorgesetze erwarten.
- Die nächste Hürde die fällt ist der Richtervorbehalt. In Österreich ist es bereits so, dass jeder Polizist unkontrolliert Zugriff auf alle diese Daten hat. Und dann wundert sich jemand über Missbrauch?
- Jeder von uns hat etwas zu verbergen. Besonders zu nennen ist in dem Zusammenhang der ehemalige Bundesinnenminister Schily. Das ist der Mann, der von uns immer verlangt hat, wir hätten doch nichts zu verbergen. Aber was hat dann Schily zu verbergen? Illegale Einkünfte? Oder warum weigert sich der Mann beharrlich, Gesetze einzuhalten? Und wieso sitzt der überhaupt noch im Bundestag?
Ich hoffe ja, dass endlich ein paar mehr Leute in diesem faulen Staat aufwachen und erkennen, dass etwas ganz grundlegend falsch läuft. Aber vermutlich ist die aktuelle Aufregung lediglich ein winziges Strohfeuer.
14. Mai 2008
Das Amtsgericht Wuppertal hat in einem Urteil (22 Ds 70 Js 6906/06, nachzulesen in NStZ 3/2008, Seite 161) Schwarzsurfen unter Strafe gestellt, schreibt Datenschutzbeauftragter Online.
Grundlage für die Strafe waren laut Urteil die §§89 S.1, 148 TKG sowie §§43 II Nr.3, 44 BDSG. Das TKG soll hier im Abhörverbot des §89 S.1 TKG betroffen sein, da hier eine “Nachricht” empfangen wurde. Das AG verweist dabei auf die extensive Auslegung des Begriffs “Nachricht” durch den BGH. Weiterhin sei bei der “zuteilung der IP ein personenbezogenes Datum” erhoben worden sein.
Das Urteil wird in einschlägigen Foren gerade im Detail diskutiert, dabei wird wie auch im verlinkten Text nicht mit Kritik gespart. Auch wenn prinzipiell zu begrüßen ist, dass Schwarzsurfen strafbar wird, sollte doch differenzierter zwischen geschützten (WEP, WPA) und offenen (unverschlüsselten) sowie versteckten (SSID-Broadcast abgeschaltet) und beworbenen WLANs unterschieden werden. Ich habe das Urteil leider noch nicht im Wortlaut hier vorliegen, darum folgt meine detaillierte Kritik gegebenenfalls später.
13. Mai 2008
Festplattenverschlüsselung ist im Grunde eine gute Sache (von den Problemen mit dem Zwang zur Herausgabe der Schlüssel in Großbritannien mal abgesehen). Die Verschlüsselung schützt bei Diebstahl des Geräts denn oft sind die Daten sensibler und wertvoller als der eigentliche Rechner. Die Verschlüsselung schützt auch vor US-Zollbehörden, die gerne mal nachkucken, was sich auf ausländischen Festplatten befindet.
Das neue HP-Notebook meiner Freundin kommt bereits werksseitig mit einer HP-Software zur Plattenverschlüsselung. Nennt sich HP ProtectTools, ist bei Windows XP vorinstalliert und enthält einen netten kleine Wizard, der durch die Konfiguration der Verschlüsselungsparameter und der Auswahl der Festplatte führt. Eigentlich ganz einfach.
Bis zu diesem Bildschirm:
Dort hat mir HP den „Wiederaufnahme Service für Frieden des Verstandes“ angeboten und ganz ehrlich, ich bin erst 35. Ich brauche noch keinen Frieden des Verstandes. Vielleicht wenn ich mal 95 bin, danke.
Wir haben dann vorsichtshalber auf „Abbrechen“ geklickt und kaufen lieber eine Utimaco-Lizenz.
Ich weiß ja, dass HP die Übernahme von Compaq bis heute nicht richtig verdaut hat und sich jetzt trotzdem schon wieder an einer Großübernahme (diesmal EDS) versucht. Aber so eine Übersetzung ist sogar für HP peinlich. Setzen, 6!
2. April 2008
In Belgien wird das Problem fehlender Akzeptanz der Überwachung dafür in schönstem Neusprech angegangen. Statt mit Hinweisschildern die vor Kameraüberwachung warnt wird man aufgefordert in die Kameras zu lächeln.
Ich finde das ja krass perfide, weil gerade Kinder die gerade anfangen zu lesen, das Lächeln mit etwas positivem assoziieren und besonders subtil auf die angeblich so positiven Auswirkungen der Überwachung eingeschworen werden.
Wo keine Schilder an den Wänden hängen hilft man sich notfalls auch anders.
Ich habe dann immer versucht, besonders böse zu kucken 🙂
Nachtrag:
Auch hier gilt, falls irgendjemand aus einer Bürgerrechtsgruppe Interesse an oder Nutzen von den Fotos hat bitte kurze Mail an mich, ich schicke dann gerne auch Bilder in hoher Auflösung zu.