Das Digitale Restriktionsmanagement (DRM) das angeblich dazu dienen soll, Raubkopien von Software und Medien zu verhindern, tatsächlich aber nur den ehrlichen Kunden bestraft, hat wieder einmal zugeschlagen.
Bei Musikhörern und Online-Musikshops ist inzwischen weitgehend angekommen, dass dieses Restriktionsmanagement für den Kunden nur Nachteile und keinen einzigen Vorteil hat. Das ärgerliche ist insbesondere, dass alle diese digitalen Versiegelungen wertlos werden, wenn der Anbieter seinen Dienst einstellt. Genau das ist aber nicht die Ausnahme sondern die Regel, da sich kaum ein mündiger Nutzer so gängeln lassen will wie sich die Musikindustrie (die Industrie, wir reden hier nicht von den Kulturschaffenden) das vorstellt. Erst im Juli hat es den Yahoo Shop erwischt, vorher Microsoft MSN und dazwischen viele andere. Ich hoffe, außer den Apple-Jüngern ist niemand mehr so blöd und kauft DRM-verseuchte Musik.
So langsam spricht sich das Problem anscheinend auch zu den Computerspielern rum. Die werden schon seit Jahren regelmäßig mit immer neuen Beschränkungen bei der Nutzung ihrer gekauften Spiele gegängelt. Der bisherige Höhepunkt war das Ärgernis um Bioshock, das viele Interessierte vom Kauf abgehalten hat. Mit Spore scheint es der Spielepublisher EA jetzt jedoch überzogen zu haben.
Das Spiel Spore ist ebenso wie Bioshock mit dem SecuROM Kopierschutz ausgestattet, der permanent, auch wenn das Spiel nicht gestartet wurde im Hintergrund mitläuft und Ressourcen verbraucht. SecuROM verwendet typische Rootkit-Methoden um sich im System festzusetzen (was die Entwickler naturgemäß anders sehen) und ist mit Betriebssystemmitteln nicht mehr zu entfernen. Es gibt Nutzer die davon berichten, dass nach der Installation von SecuROM das Brennen von CDs nicht mehr möglich sei. Auf jeden Fall hat es EA mit den Beschränkungen weit überzogen. Das Spiel lässt sich lediglich dreimal installieren (es muss online aktiviert werden), eine Rücknahme der Aktivierung bei Deinstallation ist nicht vorgesehen. Wenn diese drei Aktivierungen verbraucht sind, liegt es im Ermessen von EA, weitere Aktivierungen zu genehmigen. Oder auch einfach in ein paar Jahren den Aktivierungsserver abzuschalten wie von dem Musikhändlern bekannt. Man hat dann nur noch einen teuren und nutzlosen Datenträger.
Der Unmut schlägt gerade bei Amazon.com deutliche Wellen, der Online-Händler kommt mit dem Löschen der negativen Kritiken gar nicht mehr nach. Man beachte die hohe Zahl an 1-Stern Bewertungen:
Der Tenor ist recht klar, ein Nutzer mit dem Pseudonym Erich Maria Remarque bringt das deutlich auf den Punkt:
- „The game incorporates a draconian DRM system that requires you to activate over the internet, and limits you to a grand total of 3 activations. If you reach that limit, then you’ll have to call EA in order to add one extra activation. That’s not as simple as it sounds, since when you reach that point EA will assume that you, the paying customer, are a filthy pirating thief. […] In a couple of years they might very well even shut down the general activation servers, because „it’s not financially feasible“ to keep them running. This basically means that you are actually RENTING the game, instead of owning it. The game WILL stop to function in the future.“
Ich persönlich tendiere ja dazu, auch Jahrzehnte später noch Spiele zu spielen, die mich irgendwann als Kind begeistert haben. Ich spiele heute noch mit Freuden Commander Keen, das sogar auf Windows XP noch völlig ordentlich läuft. Leider kann heute niemand mehr etwas mit dem Dopefish anfangen 🙂 Das Spielen wäre jedoch mit einem durch DRM verschlossenen Spiel wie Spore gar nicht möglich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Aktivierungsserver 20 Jahre am Leben erhalten werden.
Ach ja, das Spiel selbst scheint sich auch nicht zu lohnen:
- „The game was dumbed down to oblivion. Evolution doesn’t even matter anymore. For example, you can add as many legs to a creature as you want, but the multilegged creature won’t be any faster than a single legged one with higher leg stats. „
Na dann … gehen sie bitte weiter, es gibt nichts zu sehen.
(via Ars Technica)
Inzwischen sind sie bis auf 100 runter. Spannende Sache.
Comment by Mario H. — 10. September 2008 @ 21:06
Inzwischen gibt’s nur noch 100 Kommentare. Langsam kommen die von Amazon doch wohl mit dem Löschen hinterher…
Comment by Mario H. — 10. September 2008 @ 21:07
Popcorn!
Comment by Christian — 11. September 2008 @ 00:52
Wobei sich die Frage stellt, was sind die Kundenbewertungen bei Amazon überhaupt noch wert, wenn da nach belieben von Amazon eingegriffen und nur genehme Bewertungen stehen bleiben!
Comment by Christian — 11. September 2008 @ 00:53
Ich pack meinen Brotkasten wieder aus….
Comment by tw — 12. September 2008 @ 10:25
Wie? Du hast noch nen funktionierenden C64? Der ist inzwischen garantiert viel Geld wert. Ich fürchte nur, die ganzen Disketten haben ihre Magnetisierung verloren und ohne Software … 🙁
Aber vielleicht hat sogar noch irgendwer so Hefte archiviert in denen früher der Source Code von Programmen abgedruckt war und die man dann abtippen konnte 🙂
Comment by Christian — 12. September 2008 @ 12:04
jepp, und ne 1541 hab ich auch noch irgendwo…
… hat eigentlich mal wer nen PC als Datenquelle seriell an einen Brotkasten angeschaltet, mit 1541 Simulation auf dem PC, und den Brotkasten als Orginalspielterminal für Orginalfeeling… ?
Comment by tw — 12. September 2008 @ 12:12
nicht, daß ich wüsste. Aber es gab schon ein paar Leute, die irgendwie eine Netzwerkkarte angeschlossen und den C64 als Webserver verwendet haben.
Comment by Christian — 12. September 2008 @ 22:38
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Comment by Christian — 29. März 2009 @ 17:59