Politisch ist das Profilierung ein heikles Thema, das gesellschaftlich in der angewandten Form sicher nicht akzeptiert würde. Praktisch ist es hochspannend zu sehen, wie knappe Ressourcen zugewiesen werden. Ich denke, vergleichbares werden wir in der Medizin (Medikamente, Operationen) in naher Zukunft auch verstärkt erleben.
Profiliert wird laut Vortrag nach den Kriterien:
- Arbeitsmark (wie hoch ist die lokale Arbeitslosigkeitsrate, wie viele offene Stellen gibt es)
- Motivation (wie bereit ist der Arbeitslose, Stellen in der größeren Entfernung zu suchen, weniger Gehalt zu akzeptieren, etc.)
- Qualifikation (welche Berufserfahrung hat ein Arbeitsloser)
- Hemmnisse (welche weiteren Probleme stehen einer Arbeitsaufnahme entgegen? beispielsweise Alter über 50, Kinder, kein Führerschein, keiin Auto, …)
Unterschieden wird nach
- Marktkunden (dürften leicht wieder eine Stelle finden) erhalten eine hohe finanzielle Förderung aber wenig Betreuung
- Aktivierungskunden (müssen motiviert (und/oder schikaniert) werden) und
- Förderungskunden (werden qualifiziert, erhalten Weiterbildungsmaßnahmen) erhalten eine mittlere finanzielle Förderung aber eine intensive Betreuung
- Betreuungskunden (werden nur noch verwaltet) erhalten kaum finanzielle Förderung und wenig Betreuung.
Sobald ein „Kunde“ zwei „Probleme“ hat, fällt er praktisch in die Gruppe der Betreuunngskunden hinein, die nur noch verwaltet werden. Insbesondere Arbeitslose in wirtschaftlichen Randgebieten haben weniger Chancen auf Förderung als Arbeitslose in wirtschaftlich guten Gebieten, da der schlechte Arbeitsmarkt bereits als erstes Prroblem gilt und ein zweites Problem dann zum Betreuungskunden führt. Ein gleichqualifizierter und gleichmotivierter Arbeitsloser würde beispielsweise in München gefördert (wirtschaftlich gute Region), in Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern) jedoch nicht.
Ziel der Förderung der Arbeitsagenturen ist oft primär, durch Einsatz von Mittel die Bezugsleistung des Arbeitslosengeldes zu verringern und damit Bundesgeld einzusparen. Bezieher von Hartz 4 erhalten ihr Geld von den Kommunen, deren Förderung ist der Arbeitsagentur weitgehend egal, da das Geld aus einem anderen Haushalt kommt.
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Comment by Christian — 16. April 2010 @ 22:00