In Österreich geht die Diskussion um Überwacher und Überwachte in eine neue Runde. Ein dem FoeBuD PrivacyDongle vergleichbarer USB-Stick wird in Österreich verbreitet, aber nicht etwa von Bürgerrechtsgruppen.
Statt dessen organisiert die Herstellung und Verteilung laut ORF die Wirtschaftskammer! Erreicht werden sollen mit dem Dongle Ärzte, Rechtsanwälte und Journalisten.
- „Wir haben ordentliche Maschinen mit entsprechender Leistung aufgestellt, ausschließlich dedizierte Server“, sagte UBIT-Obmann Friedrich Kofler am Montag zu ORF.at, „sie stehen bei kleinen und mittleren Betreibern im Wiener Raum.“
Das muss man sich vorstellen. In Österreich stellt die Fachgruppe Unternehmensberatung und Informationstechnologie (UBIT) und die IT-Security Experts Group der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) die TOR-Server auf. In Deutschland werden sie von den Handlangern des Schäubleterrorismus wieder einkassiert.
- Im Falle von sensiblen Kundendaten liegt das freilich etwas anders, denn hier gibt es eine Berufspflicht, diese zu verbergen. Der typische Benutzer des Anonymisierungsdienstes sei zum Beispiel die „kleine Rechtsanwaltskanzlei, die ich als Unternehmer betreue“, sagte Martin Prager, Sprecher der Security Experts Group, zu ORF.at.
Unglaublich, was die Österreicher da auf die Beine stellen.
Ich war zuerst auch sehr positiv überrascht, wie ich davon gehört habe. Aber ganz so rosig würde ich die Situation hier in Österreich nicht einschätzen.
Es gibt laufend Meldungen, nach denen die Abfragen (Handy-Standort, IP) wegen „Gefahr im Verzug“ nach dem neuen Sicherheitspolizeigesetz steigen.
Zurück zu den TOR-Nodes: es sollen Logs für sechs Monate gespeichert werden, man will sich „gesetzeskonform“ verhalten – siehe letzter Absatz. Wird das komplette TOR-Netzwerk nicht zerstört, wenn der Anteil an Nodes mit Logs zu hoch wird? Sobald man per Node eine eingehende Verbindung mit einer ausgehenden zusammenbringen kann und das für alle Nodes auf der Stracke möglich wird…?
Comment by Jakob — 15. März 2009 @ 15:27
Das ist schon richtig, wenn ausreichend viele Nodes Protokolle schreiben und die korrelliert werden können, dann ist es mit der Sicherheit vorbei. Das Sicherheitspolizeigesetz gibt der Österreichischen Polizei zusätzliche Rechte, die unser BKA auch gerne hätte bei denen aber das Bundesverfassungsgericht erfreulicherweise davor ist.
Andererseits finde ich es interessant, daß in Österreich die Diskussion darüber endlich in gange kommt. Juristen haben halt schon eine gewisse Lobby und wenn jeder Anwalt in Österreich für jede Mandantenrecherche erst Tor aktivieren muß, wird das den Anwälten irgendwann so lästig, daß sie ihre Überwachungsgesetze schon wieder kippen. In Deutschland ist die Diskussion noch nichtmal so weit vorgedrungen.
Comment by Christian — 15. März 2009 @ 17:01
Kommentare gesperrt wegen Spam
Comment by Christian — 7. April 2009 @ 21:56