10. März 2008

BSI: Der elektronische Reisepass ist sicher … Ziercke, AA: Nein!

Category: Datenschutz,Politik — Christian @ 23:39

Ich weiß ja nicht mehr so recht, welcher Behörde man denn in Deutschland überhaupt noch vertrauen kann. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik hat eigentlich immer einen recht seriösen Eindruck gemacht (auch wenn es Vermutungen und Gerüchte gibt, dass es da auch eine „Schwarze Kammer“ gibt, die z.B. Verschlüsselung bricht und für die BRD spioniert). Inzwischen bin ich mir da aber auch nicht mehr sicher.

Der konkrete Anlass sind die Vorträge des BSI auf der CeBIT zum neuen elektronischen Reisepaß. Die Kernaussage des BSI ist dabei, trotz RFID ist alles gut und sicher und da kann überhaupt nichts passieren. Immerhin habe man ja die Entropie (das ist sowas wie die Schlüssellänge bei der Verschlüsselung) von 35 auf 45 Bit erhöht.

Der Präsident des Bundeskriminalamts Jörg Ziercke, von dem ich ja glaube, dass er sich in der Bundestrojanerdiskussion dümmer stellt als er ist und der bezüglich Reisepass bestimmt sehr gut informiert ist, sieht das jedenfalls anders. Immerhin führt Ziercke seinen Pass nur in einer Schutzhülle mit, die elektromagnetische Abstrahlung z.B. von einem RFID-Chip verhindert.

Ebenfalls sehr seltsam ist, dass Diplomatenpässe, angeblich wegen der besonderen Gefährdungslage (ich frage mich ja, wieso ein Diplomat z.B. in Brüssel besonders gefährdet sein soll … und warum ein Soldat in Afghanistan das nicht sein soll …) ohne RFID-Chip ausgestellt werden. Auch hier gehe ich davon aus, dass das Auswärtige Amt nicht unnötig Panik verbreiten will sondern von einer konkreten Gefährdung weiß.

Entweder … ist BKA-Präsident Ziercke ein paranoider Spinner der sich unnötig Gedanken um Bürgerrechte macht und das Auswärtige Amt beteiligt sich an unsinniger Panikverbreitung … oder das BSI lügt.

Ihr könnt es Euch aussuchen.

5 Comments

  1. Al das assoziiert iergendwie an den swf movie mit dem Frosch im kochenden Wasser.

    Comment by Iris — 17. März 2008 @ 01:40

  2. Du meinst sicher dieses Video:
    Überwachungsstaat – wie der Frosch im heißen Wasser

    Sehenswert ist auch dieses:
    Überwachung – Datenbanken

    Comment by Christian — 17. März 2008 @ 14:02

  3. Wenn man dann noch weiß,dass beim E-Pass Hersteller NXP-Semiconductors,Hamburg das BDSG in dem Bereich in dem das Ding getestet wird praktisch außer Kraft ist (jede Menge von personenbezogenen Daten von Mitarbeitern schwirrten dort nachweislich ohne Zustimmung der Betroffenen über diePC´s)dann kann einem schon schummrig werden.
    Aber sind wir nicht alle ein bisschen Lidl ?

    Comment by Lekec — 5. April 2008 @ 12:26

  4. @Lekec, wenn das nachweislich ist, gibt es dafür einen veröffentlichbaren Beweis? NXP könnte sonst schnell mit der Abmahnkeule zur Hand sein. Ich habe gesehen, daß Du bei Stern Online einen ähnlichen Kommentar veröffentlicht hast.

    Nun, ich kaufe zwar bei Lidl ein aber ansonsten bin ich ab und an vorsichtig wer was mit meinen Daten macht.
    Das erinnert mich an eine (wenig) lustige Episode neulich bei einem potentiellen Kunden: Ich komme an den Empfang um mich anzumelden. Die Dame dort sagt ich möge doch in die Webcam lächeln damit ein Foto für meinen Besucherausweis gemacht werden kann. Ich fragte ganz trocken zurück, ob ich vorher bitte die Datenschutzerklärung einsehen darf, was mit dem Bild gemacht wird, wie lange es gespeichert wird und wann es gelöscht wird, weil so eine vom BDSG vorgeschriebene Erklärung (weiß ich nicht, aber Bluffen ist da schon mal hilfreich) doch sicher vorliegt. Und siehe da, schon ging es ohne Foto. Ich frage mich ja, wie viele Bilder die so am Tag sammeln und was die wirklich damit machen.

    Comment by Christian — 5. April 2008 @ 21:27

  5. Kommentare gesperrt wegen Spam

    Comment by Christian — 7. Juni 2012 @ 11:28

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